Exkursion: Lesung mit Peter Bichsel

bichsel1Am 21.04.2015 besuchte unser Vorkurs spät, vom Victor-Klemperer-Kolleg, das LCB - Literarisches Colloquium Berlin - um an einer spannenden Lesung von Peter Bichsels neuem Werk "Über das Wetter reden" teilzunehmen.


Das LCB liegt direkt am Wannsee und bevor die Lesung begann, hatten wir die Möglichkeit einen wunderschönen Sonnenuntergang auf der Terrasse zu genießen. Dann sammelten wir uns alle in der Halle, der Veranstalter begrüßte uns alle herzlich und sogar der schweizerische Botschafter war anwesend.

Wir lauschten gespannt vier Geschichten von Peter Bichsel, entnommen aus seiner neuen Sammlung der Kolumnen 2012–2015. Die Geschichten waren sowohl humorvoll als auch nachdenklich und sogar ein bisschen traurig. Da die Geschichten alle in einer Ich-Perspektive geschrieben sind, denkt man leicht, dass sie sich auf Peter Bichsel selbst beziehen, aber nur zum Teil sind seine echten Erlebnisse in den Geschichten verborgen. Das Erste was er vortrug, war die "Transsibirische Eisenbahn" mit der er immer zu weit fuhr und einmal sogar seine Lesung verpasste, doch der Veranstalter veranstaltete diese dann plötzlich im Speisewagen. "Den Tod auf Abstand" halten beinhaltete ein interessantes Gespräch von alten Freunden und wie diese älter geworden sind und das Schicksal seinen Lauf nahm.

Alles in allem war es sehr bewundernswert wie Herr Bichsel seine Werke präsentierte. Nach seiner Lesung folgte ein kleines Interview mit Fragen warum er denn aufhöre zu schreiben oder wie er auf diese Kolumnen gekommen sei und ob Wahrheit in diesen Geschichten stecke. Wir erfuhren: Peter Bichsel hört auf, weil, so verstanden wir es aus seinen Worten, er auch schon recht alt geworden ist und Angst hat, dass Ihm die Worte fehlen oder er sich wiederholen könnte und etwas schreiben, das er schon woanders niedergeschrieben hatte. Er sagte: "Ich hatte das Gefühl, es sei immer wieder dieselbe Kolumne. Es ist auch ein Verzicht. Ich habe ein Leben lang Kolumnen geschrieben und darunter gelitten. Und es ist mir ein Leben lang, schon bei der ersten Kolumne, nichts eingefallen. Das war wirklich eine Plage – aber eine Plage, die ich haben musste, an die ich mich gewöhnt habe." Pläne hat er derzeitig nicht, wenn er das Gefühl, hat wieder etwas Schreiben zu wollen, dann wird er auch schreiben.

Nach diesem kurzen Interview genossen wir ein Gläschen Rot- oder wahlweise auch Weißwein, spendiert vom schweizerischen Botschafter, und tauschten dabei unsere Sichtweisen und Gedanken aus. Es war ein schöner Abend des Beisammenseins und der Einwirkung eines literarischen Künstlers.

Auf dieser Seite kann man die kommenden Veranstaltungen des LCBs verfolgen http://www.lcb.de/home/. Schlussendlich hat es sich für uns persönlich gelohnt, dort mit bei zu sein.

Vielen Dank

Sharleen Ehnert, Benjamin Zimmerling


Zitat aus einem sich anschließenden Analyse-Aufsatz aus dem VK spät: „Als ich das erste Mal von Herrn Bichsel hörte, war er mir sehr fremd und unverständlich (...) Nun, nachdem es mir vergönnt war, diesen Meister der Feder „live" zu erleben, schaue ich doch über den Tellerrand und bemerke, wie liebenswert seine Alltagsgeschichten sind. Er besitzt einen feinen Humor, welcher seinen Geschichten zu eigen ist, und irgendwie sollte man ein wenig Kind sein, wenn man sie liest."

Danke an alle KollegiatInnen, die mit mir den weiten Weg auf sich genommen haben, um einen Altmeister der schweizerischen Literaturszene zu erleben. Auch für mich war es ein schöner Abend, vor allem, weil wir gemeinsam dort waren.


Meike Nandico (Deutschlehrerin)

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