Gegen das Vergessen: Rike Reiniger liest aus ihrem Buch „Zigeuner-Boxer“

reiniger001Am 9.10. durfte eine kleine Auswahl an Kollegiatinnen und Kollegiaten eine Lesung der Regisseurin und Autorin Rike Reiniger erleben. Reiniger las aus ihrem Werk „Zigeuner-Boxer“ vor, welches auf einem Theatermonolog über den 1907 in Wilsche bei Gifhorn geborenen sinto-deutschen Boxer Johann Wilhelm „Rukeli“ Trollmann basiert, der 1944 im Außenlager Wittenberge des KZ Neuengamme von den Nationalsozialisten ermordet wurde.

Einen Blick auf das Leben des Rukeli Trollmann gelingt Reiniger durch die Augen des Boxers Hans, der erst über Ruki in jungen Jahren zum Boxen kam. Manchmal schroff, manchmal feinfühlig schildert Hans die zunehmende Ausgrenzung der von den Nationalsozialisten verfolgten Minderheiten, wie Ruki am Boxen gehindert wird, wie sich die beiden Figuren aus den Augen verlieren, sich erst Jahre später im Arbeitslager wiederfinden und schließlich, von den Nazis angestachelt, gegeneinander kämpfen müssen.

Einer jener Kämpfe kostet Ruki, der im Schaukampf einen SS-Mann k. o. schlägt, schließlich das Leben. Eine bedrückende Stimmung senkt sich auf die Zuhörenden, als Rike Reiniger eben jene grausige Situation schildert. Für einen Moment scheint die Zeit still zu stehen und Reinigers Stimme transportiert all jene Schrecken der Nazizeit, welchen Hans auch in seinem weiteren Leben zu entfliehen versucht, in die Bibliothek des Kollegs.

Rike Reiniger nahm sich schließlich noch viel Zeit, Fragen der Kollegiatinnen zum Schreibprozess, zur Rezeption des ursprünglich als Theatermonolog aufgeführten Stücks durch Zeitzeugen und zu jener Freundschaft zwischen Hans und Rukeli zu beantworten, einer Freundschaft, welche die Zeit, durch Reiniger in Erinnerung gerufen, überdauerte.

Text & Bilder: M. Poredda

 

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