44. Kompass-Veranstaltung: Lesung "Reise nach Jerusalem"
Ein Deutsch-, Philosophie- und Erdkundekurs neben dem Schulversuch 3 und anderen interessierten Kollegiaten und Kollegiatinnen waren mit ihren Lehrern am Dienstag, dem 12.11.2019, im 2. Block in der Bibliothek. Eingeladen und zur Teilnahme am Schreibwettbewerb aufgefordert, wurden zu Beginn nicht nur alle Anwesenden. Josef Girshovich war bei uns zu Besuch, um von seiner Reise ohne Geld von Berlin nach Jerusalem zu erzählen.
Mit der „Bibel“, der „Illias“ von Homer und eher ungewollt einem italienischen Euro mit da Vincis „fliegendem“ Menschen als Symbol im kleinen Rucksack, ging es aus Berlins Mitte über Kreuzberg, Regensburg, Passau, Zagreb, Thessaloniki, die Türkei, Syrien und Jordanien nach Israel. Auf sehr unterhaltsame, aber auch nachdenklich machende Weise erzählte er uns von den Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen, z.B. dem Bischof von Regensburg, Murat dem Schürzenjäger und Drogenkurier, den Studenten in Zagreb, mit denen er streikte und für die er kochte, oder dem syrischen Grenzoffizier.
Wie genau Josef Girshovich seine Umwelt beobachtet hat, wie er auf Menschen zugeht, ist schon erstaunlich. Wir erfahren von den Brücken Karls des Großen, die er über die Donau in Regensburg bauen ließ, die später auch für die Kreuzzüge genutzt worden sind, vom Palais d‘ amour, das mit einem Schild wirbt: „Sie kommen als Fremder und gehen als Freund“, den verschiedensten Gastfreundschaftsriten der Länder, die er durchwanderte. Die deutschen Studenten begrüßten ihn mit einem Joint, auf dem Balkan bot man ihm die hübsche dreizehnjährige Tochter als Geschenk an, in Syrien lernte er nicht nur die Schönheit Aleppos und die Oud, ein arabisches Instrument, kennen, sondern auch den „Fleiß“ der syrischen Geheimpolizei. Ganz ruhig wurde es im Raum, als Josef Girshovich von seinen Freunden in Syrien spricht, von denen er nicht weiß, wie es ihnen geht, ob sie überhaupt noch leben. Der Grenzübertritt nach Israel war für ihn dann ein Heimkommen.
Die abschließende Möglichkeit, Fragen zu stellen, wurde ausgiebig genutzt. Wie kommt man auf so eine Idee? Haben Sie mit dieser Wette wirklich das Mädchen beeindruckt? Welche Sprachen sprechen Sie? Wie lange waren Sie unterwegs? Und viele Fragen mehr beantwortete unser Gast.
Alle waren sich am Ende einig, dass das nicht nur sehr interessante, sondern auch kurzweilige 90 Minuten gewesen sind. Der Applaus bestätigte dies. Wir werden Herrn Girshovich bestimmt noch einmal einladen, damit Sie alle die Möglichkeit haben, zu erfahren, wie man ohne Geld von Berlin in den Orient kommt.
Text & Bilder: A. Greif (FBL’in)
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